Norditalienrundfahrt 24.06 - 01.07.2017
Samstag, 24.Juni 8:30 Cafe Gatterer in Kiens: Treffpunkt für Stefano, Salvo, Alex und meine Wenigkeit. Ausgangspunkt einer ganz besonderen Reise. 8 Tage lang werden wir unterwegs sein und ca. 1.900 km zurücklegen, historische Städte besichtigen, im Meer baden und traumhafte Landschaften bewundern. Wer jetzt glaubt, wir setzen uns gemütlich in ein Auto und lassen uns chauffieren, der irrt sich, denn für diese Tour kommt nur ein Fortbewegungsmittel in Frage: unsere Vespa.
Voll gepackt und hoch motiviert führte uns die erste Etappe bis südlich des Gardasees nach Custoza. Obligatorisch war natürlich eine Abkühlung im größten See Italiens. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Haut noch käseweiß und unser bereits braungebrannter Süditaliener musste dies natürlich in zahlreichen Selfies mit uns im Hintergrund festhalten. Nach dem abendlichen Einchecken im ersten Hotel besichtigten wir noch das in der Nähe gelegene Mausoleum/Ossario di Custoza, in dem Knochen und Schädel von zahlreichen italienischen und österreichischen Soldaten der Unabhängigkeitskriege von 1848-1866 aufbewahrt werden.
Der 2. Tag begrüßte uns mit dicken Wolken und es dauerte nicht lange bis uns ein starker Regenguss in unsere Regenkleidung zwang. Gott sei Dank hielt dieser nicht lange an und schon in Mantua lachte wieder die Sonne. Durch Zufall trafen wir dort den ehemaligen Präsidenten des Vespaclub Mantova. Bei einem Kaffee beeindruckte er uns mit Erzählungen von seinen langen Tagestouren mit seiner Sprint Veloce. Die italienische Gastfreundschaft endete natürlich bei ihm zu Hause, wo gegenseitig Clubpräsente ausgetauscht wurden. Gerne wären wir noch eine Weile geblieben, doch den schwierigsten Abschnitt dieser Etappe hatten wir noch vor uns: die 1. Überquerung des Apennins. Über den auf 1.260 m gelegenen Passo Cerreto gelangt man von der Emiglia Romagna in die Toskana, Provinz Massa-Carrara. Kurz vor der Passhöhe verschlechterte sich das Wetter dramatisch. Die Temperatur sank auf gefühlte Minusgrade und durch Regen und zähen Nebel kamen wir nur im Schritttempo voran. Sehr schade, denn die schöne Aussicht wurde uns somit verwehrt. Durch den Fahrtwind trockneten auch unsere Klamotten wieder und bis Santo Stefano di Magra unserem Etappenziel war es nicht mehr weit.
Im malerischen Städtchen Lerici', direkt am Ligurischem Meer belohnten wir uns mit einem köstlichen Abendessen für die Strapazen der letzten Stunden. Dank Salvo und Stefano weiß jetzt auch Alex, wie gut Fischgerichte schmecken können.
Auf nach Pisa, hieß es am 3. Tag. Glühend heiß schon am Vormittag. Und wenn man schon am Meer ist, wieso soll man nicht in der Badehose Vespa fahren? Bis nach Viareggio immer am Strand entlang und dann nichts wie ab ins kühle Nass. Wellenreiten ( Alex und ich), in der Sonne schmoren, um endlich braun zu werden (Stefano) oder einfach nur Zeitung lesen oder netten Mädchen nachschauen ( ? ). Gibt es etwas Schöneres? Doch die Zeit verging viel zu schnell und wir mussten weiter.
Der schiefe Turm von Pisa, ein Muss. In der Realität noch viel beeindruckender als auf Fotos. Tausende Touristen und ein Parkservice der besonderen Art. Noch schnell ein typisch italienisches Mittagessen (Cheeseburger bei Mc Donalds) und weiter ging 's .Ziel der heutigen Etappe: ein Agrihotel Nähe Volterra in der Toskana. Imposant auf einem Hügel gelegen, weit und breit nichts außer verdorrte Landschaft. Aber das Wichtigste: ein Pool!! Jeden Tag schwimmen ist schon sehr anstrengend:) Abendessen auf der Terrasse, Genuss pur.
Doch halt, was ist jetzt los?
Salvo ist nicht wieder zu erkennen, als ob jemand bei ihm einen Schalter umgelegt hätte. Fand er doch tatsächlich eine Gitarre und mutierte in kürzester Zeit zum Alleinunterhalter des gesamten Hotels. Er spielte und sang und pfiff und sang und spielte und als er dann noch eine alte Schallplatte seiner Lieblingsband in jungen Jahres entdeckte, war er der glücklichste Mensch auf Erden. Ja, es wurde ganz schön spät an diesem Abend, aber es war schön.
Grazie Salvo!
Tag 4: Für heute war eine Toskanarundfahrt geplant, um am Abend noch einmal im selben Hotel zu übernachten.
Erstes Ziel: San Gimignano oder auch "Stadt der Türme". Wunderschöne Stadt, dessen historischer Kern seit 1990 Teil des Weltkulturerbes der Unesco ist. Von den einst 72 Geschlechtertürmen existieren heute noch 15. Neben dem großen Brunnen befindet sich auf der Piazza della Cisterna noch eine weitere Besonderheit: die Gelateria Dondoli , "Gelato World Champion" von 2006-2009. Das Anstehen in der langen Warteschlange lohnt sich auf jedem Fall.
Weiter führte uns die Tour Richtung Bibbiano in das Val d' Elsa vorbei an Borgatello und Campiglia nach Castel San Gimignano und Roncolla und schließlich nach Volterra, eine der schönsten Städte der Toskana. Nach einem Spaziergang durch die Stadt gönnten wir uns im "Sapori in corso", einem toskanischem Spezialitätengeschäft einen herzhaften Panino mit Salami und Pecorino.
Wieder im Hotel zurück wartete auch schon wieder die heiß ersehnte Erfrischung im Pool. Jetzt noch einige Fotos unserer treuen Gefährte schießen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Tag 5:
Unser Ziel dieser Etappe war das über 300 km entfernte Pesaro. Tourguide für diesen Tag war Salvo. Gut vorbereitet und mit einer Liste der anzufahrenden Ortschaften ausgestattet, lotse er uns zielsicher quer durch die Toskana. Wegen der kurvigen Straßen, mal bergauf, mal bergab, kamen wir nur langsam voran. Für Fotos blieb deshalb leider nur wenig Zeit. Doch die Bilder dieser einmaligen Landschaft bleiben für uns immer in unserer Erinnerung. Kurz vor der 2. Überquerung des Apennins verdunkelte sich auch noch der Himmel und wieder mussten wir in unsere Regenkleidung schlüpfen. Auch diesmal wurden wir auf der anderen Seite der Bergkette mit Sonnenschein empfangen. Gut gestärkt durch eine Riesenpizza stand noch die Besichtigung von Urbino an. Die in der Region Marken gelegene Stadt, ist Sitz der römisch-katholischen Erzdiözese Urbino- Urbania- Sant' Angelo in Vado. Auch sie ist wegen ihrer Architektur und Kulturgeschichte Teil des Weltkulturerbes.
Am frühen Abend erreichten wir schließlich unser Hotel direkt am Meer in Pesaro, wo sich Stefano beim Abendessen als Oberkellner versuchte. Mit einem Spaziergang an der Strandpromenade endete der Tag.
Tag 6:
Stahlblauer Himmel jedoch orkanartige Windböen machten uns auf dieser Etappe, welche uns entlang der Tourismushochburgen von Cattolica, Riccione, Rimini und Cesenatico führte, schwer zu schaffen. Meterdicke Bäume lagen entwurzelt neben der Straße. Besonders Salvo hatte durch seinen riesigen Gepäckskoffer auf seiner Vespa, wegen des Sturms so seine Probleme.
In Limena, Nähe Padua war noch ein ganz besonderer Besuch angesagt. Luca Barzelogna, Besitzer der Officina Tonazzo, führte uns stolz durch sein Reich. Besonders in der Werkstatt kamen unsere Technikfreaks Alex und Stefano voll auf ihre Kosten und waren von Lucas Wissen sehr beeindruckt.
Tag 7:
Aus urlaubstechnischen Gründen mussten Stefano & Salvo leider heute schon die Heimreise antreten. Schade, wir waren doch so ein tolles Team. Besonders die Zündaussetzer Stefano's Vespa, die bei fast jedem Starten einen lauten Knall verursachten, und uns immer wieder aufs Neue zum Lachen brachten, werden uns sehr fehlen. Für Alex und mich ging es jetzt alleine weiter Richtung Slowenien. Durch ein nie enden wollendes Tal mit zahlreichen Baustellen gelangten wir endlich zur Abzweigung auf den VRSIC-Pass. Nach 48 Kehren, Strassen wie im Mittelalter, großteils gepflastert und Eiseskälte auf der Passhöhe, kamen wir fix & fertig endlich in Kranjska Gora an. Jetzt nur noch über den Wurzenpass und das Ziel in Villach war erreicht.
Tag 8: Die Heimreise:
Nach den letzten 175 km kamen auch wir wieder zu Hause an. In der Sportbar wurden wir von Christian und Alfo, unserem Empfangskomitee schon erwartet.
Einmalige 8 Tage und an die 1.900 km lagen nun hinter uns. Wettermäßig war alles dabei; von Hitze, Kälte, Regen, Nebel und Sonnenschein. Ein herzlicher Dank gilt meinen 3 Begleitern Stefano Schieder, Salvatore Ioculano und Alex Ellemunter für ihren Einsatz und ihre Ausdauer und ich würde mich über ein weiteres Abenteuer dieser Art sehr freuen!
Bericht von Harald Ellemunter